Touristen

15. Juni 2021

Touristen

15. Juni 2021

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Die modernen Primaten

Der gemeine Tourist ist eine ganz eigene Gattung aufrecht gehender Primaten. Obwohl von der Abstammung Mensch, sind sie bestenfalls eine temporär auftretende Seinsform dieses Stammbaumes.
Diese Tatsache wird von der durchaus interessanten Fähigkeit des Touristen beschrieben, das eigene Denkvermögen willentlich bis auf rudimentäre Funktionen und Bedürfnisse abzuschalten.

Der gemeine Tourist ist eine ganz eigene Gattung aufrecht gehender Primaten.
Obwohl von der Abstammung Mensch, sind sie bestenfalls eine temporär auftretende Seinsform dieses Stammbaumes.
Diese Tatsache wird von der durchaus interessanten Fähigkeit des Touristen beschrieben, das eigene Denkvermögen willentlich bis auf rudimentäre Funktionen und Bedürfnisse abzuschalten.

Touristen haben in ihrem Kopf eine Art Schaltung, die aktiviert wird, sobald auf dem Kalender Abreise notiert ist und mit der man von Alltagszustand in einen primitiveren Betriebs-Modus zurückfahren kann.
Im besagten Modus funktionieren alle Lebenserhaltungssysteme und rudimentäre Kenntnisse des modernen Menschen bleiben erhalten.
Der Rest jedoch bleibt zuhause an den Kalender geheftet, abholbereit für den Tag, der Urlaubsende bezeichnet wird.

Wobei ich auch am Vorhandensein vieler rudimentärer Funktionen wie zB Autofahrkenntnisse eigentlich zweifeln möchte – man beobachte die Deutschen Verkehrsteilnehmer in den verschneiten Bergen.
Auch das die Lebenserhaltung innerhalb des Urlaubsmodus tadellos funktioniert möchte ich bezweifeln, hier widerspricht der gelebte Hütten und Hotel Vergleich dieser Aussage, wenn man den Alkoholkonsum als Selbstverletzende Konstante in die Gleichung mit einbezieht.
Obgleich der Tourist nur zeitweilig zu den Primaten zählt, ist dies ein himmelschreiendes Unrecht gegenüber intelligenten Tieren – kein Nasenaffe der Welt ist zu solch primitiv-schamloser Belastung seines Rufes und äußeren Erscheinungsbildes fähig. Jeder Orang-Utan würde sich schämen, als derart primitiv bezeichnet zu werden.

Der Touristenmensch tut das jedoch freiwillig. Ich habe in meinen jungen Jahren im Schi-Tourismus der Tiroler Berge als Ober und Barmann gearbeitet und da Touristen in allen Farben erlebt.
Nein, es sind nicht Hautfarben gemeint.
Obwohl die durchaus unterschiedlich sein konnten.
So vom UV Lampen verbranntem Dunkelbraun von auf Ibiza machender Damen und Herren – bis hin zum natürlichem Käseweiß jener, die ansonsten nur in Büros ihr Leben fristen.
Farben meint die Charakterliche Couleur der beurlaubten Menschenkinder, derer ic hier ein paar Beispiele geben mag.

Der gemeine Piefke:

Erkennbar an oftmals nackten Oberkörpern, anzufinden in seinem natürlichen Habitat: in holzig-tirolerischer Schihüttenumgebung. Auffallend ist der entsetzlich peinliche alkoholtriefende Schischuhtanz über Tisch und Bänke und dabei Who the Fuck is Alice grölend, um die Aufmerksamkeit von andersgeschlechtlichen Artgenossen oder Genossinnen zu erlangen. Üblicherweise die männliche Form des gemeinen Touristen.
Sein temporärer Daseinszweck ist einzig auf die Slalomwertung berauschter Aprés-Ski Erholung eingeschränkt. Wobei die Anzahl der Wodka-Feigen eine höhere Wertung erhält, als der tatsächlichen Eleganz der Einkehrschwünge zugeteilt wird.
Wer am Ende des Tages noch eine Williams-Birne schafft – mit echter Dosenbirne und bitte etwas mehr Saft! versteht sich – bekommt am morgendlich folgendem Frühstückbuffet Extrapunkte der verkatert-krächzenden Freundesgruppe angezählt.
Mit verbalem Brustgetrommel und stimmbrüchigem Kampfgegröle, das afrikanische Berggorillas in die Flucht schlagen würde, werden die Erfolge des gestrigen Tages verglichen und einer imaginären Rangliste hinzuaddiert.

Ein desaströs selbstzerstörerischer Schwanzlängen oder Brustkörbchenvergleich, der von Hüttenbetreibern und Apres-ski-Bar Inhabern bestens bedient und gefördert wird.
Unterstützt vom immergleichen gehirnwindungsverknotendem Soundtrack Ibo’s Bungalow im Nirgendwo oder Jürgen Drews Bett im Kornfeld und dem volksverblödenden Valentinoischen Hurra die Gams wird unter gutturalem Gedöns der Touristen umsatzträchtig Partystimmung verbreitet.
Immer grinsend wird der Tourist aufgeheizt, abgefüllt und dem Williams-Birne Finale zugeführt. Um hernach gepflegt in Tiroler Manier auf den arrogant primitiven Piefke zu schimpfen, der einem den letzten Nerv ziehe.

Oja, meine lieben Deutschen Freunde, als ich da in den 1980ern in Tirol mein Dasein fristete, habe ich euch nicht gemocht. Ich habe damals das mit dem Urlaubsmodus noch nicht richtig verstanden. Und Schlagergeschädigt bin ich bis heute.

Das Vögelgeschwader – die überwiegend weibliche Form des Piefke.

Als Vögelgeschwader wurden Frauengruppen bezeichnet.
Sehr spezielle Eigenschaft dieser weiblichen Kleingruppen ist, dass deren Mitglieder bereits am Anreise Tag und noch vor dem Abendessen die Besitzansprüche an die Barmen´s, Kellner (meiner Wenigkeit) und Schilehrer untereinander ausgemacht hatte.
Ziel war es einzig und allein, dem wohlverdienten Urlaub etwas mehr – Würze – zu verleihen.

Der von dieser Gruppe mit lautem Hurra besuchte Aprés-Ski Krawall diente nun dazu, sich Kraft und Kampfesitze anzusaufen, damit einem hemmungslosen frivolen Abend nichts mehr im Wege steht.
Auch nicht der Gedanke an den Ehegatten, der sich wohl stundenlang am Kopf gekratzt hat, bei den Hörnern, die ihm in Tirol aufgesetzt wurden. Ich möchte behaupten, durch einschlägige Erfahrung unterstützt, das in keinem Laufhaus mehr gevögelt, gelogen und betrogen wird – als in Tiroler Hotels.
Und natürlich gilt das auch für männliche Gruppen und Bargirls, Kellnerinnen und – selten genug damals – Schilehrerinnen.

Ich selbst hatte zu Diesem Zeitpunkt 2 eher unglückliche Beziehungskisten hinter mir. Eine gescheitert an dem mir angedichteten Ruf (danke Herr Kollege aus Zeltweg) und eine andere an der Nymphomanie der Dame, die mit Gästen und Kollegen am Fließband kopulierte – unbemerkt vor meiner Nase – für die Tuse im speziellen ist Tirol stets die Erfüllung aller Träume gewesen.

Oh glaubt mir, ich habe Rache genommen an der Damenschaft, wobei mir die Tiroler Zustände sehr in die Hände gespielt haben.
Wir Männer haben uns gerne nach vollzogenem Schäferstündchen getroffen und die jeweiligen Erlebnisse zum Besten gegeben. Am reizvollsten empfand ich dabei die Geschichten die man so aus den Massage Kabinen, Saunen und Solarien zu hören bekam – das lies sogar mir noch manchmal sie Schamröte ins Gesicht laufen.
Oja, ich gebs zu, meistens hat es richtig Spaß gemacht.
Wie haben wir uns über die dummen und um die letzten Rest der Jugend raufenden Weibsbilder lustig gemacht, ja!, Strichlisten haben wir geführt.
Damit müsst ihr eigentlich rechnen, wenn man sich, so wie die Weibsbilder damals, einem Mann dermaßen an den Hals wirft. Das Überangebot machte es noch einfacher – niemand von uns hatte es nötig zu flirten. Man musste einfach nur zugreifen oder schlicht und ergreifend auf direktere Fragen: Ja sagen.

Dieser Zeitvertreib war durchaus Trinkgeld sichernd und auch meist recht interessant abenteuerlich.
Über die Jahre aber wetzt sich das gehörig ab und macht einer angeekelten Abgestumpftheit Platz. Mir hats am Ende nur noch gegraust vor den Sexual-Querschlägern Deutschen Geblüts. Deshalb wird das eher für unerfahrene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen empfohlen, es bereichert den eigenen Erfahrungsschatz und erhöht im laufe der Zeit – hoffentlich – den eigenen Werteanspruch.

Den Damen jedoch gefiel es gar nicht, von mir immer öfter auch abgewiesen zu werden – nicht selten wurden sie für den Rest des Urlaubes zu Furien – und nichts kann einem das Leben und die Arbeit schwerer machen, als eine zurückgewiesene Frau.

Angesprochene charakterliche Unterschiedlichkeit im Urlaubsmodus treibt die buntesten Blüten. Wisst ihr, wie wir einen Senioren Reisebus mit Deutschem Kennzeichen nannten?

Drachenflieger.

Kann ein wenig daran liegen, das solcherlei Busfahrten hauptsächlich mit weiblichen Exemplaren gealterter Touristen besetzt waren. Derlei Massentransporte von schnatternden, flugunfähigen Fabeltieren in Wollstrickjacken spieen in unschöner Regelmäßigkeit ihre Ladung direkt an der Hotelterrasse aus.
Einem Schwarm Kampfpavianen gleich wurden unsere mühevoll gebauten Buffets gestürmt und zerstört, begleitet von AAAAHs, OOOOHs und kuckmaldaaaa. Ham die nicht mal Sahne? Ober!
Wir als Kellner wurden tatsächlich mit heftiger Arroganz behandelt. Es wurde uns klar vor Augen gehalten, das man uns nach wie vor für Angehörige eines niedrig eingestuften Vasallenstaates des großen deutschen Imperiums hielt.

45 Bus Touristendrachen, die möglichst alle gleichzeitig bedient werden möchten, denn der Bus fährt ja gleich wieder und der Reise-führende Heizdecken Verkäufer scharrt schon ungeduldig mit den Füßen. Schwarm-Touristen diesen Alters ruhig zu halten und ein paar Minuten dazu zu bringen geduldig beim kassieren ab zu warten ist in etwa so erfolgreich, wie einen ausgehungerten Haifisch davor abzuhalten einen appetitlichen Berg an Robbenschnitzel zu vernichten.

Am allerschönsten fand ich die Forderung, das man doch bitte mit richtigem Geld bezahlen möchte.
Für alle, die diese Zeit nicht erlebten, damals gab es noch die gerühmte Deutsche Mark und unseren ungeliebten Schilling.
Und so haben die Herrschaften für sich das Recht gefordert, zuallererst bedient zu werden und in DM bezahlen zu dürfen, und das bitteschön zum Tageskurs der Deutschen Banken!
Wir, die wir als Angestellte gegenüber den Hotels, den Umtauschverlust mit unserem Trinkgeld wettmachen mussten, bekamen im Ablehnungsfall zu hören: „Also wir tragen unsere Millionen hierher und Sie bieten uns diese Frechheit? Bei euren Preisen kann man wohl auch Rabatte anbieten, wenn man euch schon mal echtes Geld unter die Nase hält“.

Ihr lieben, wie soll man solche Leute lieben?
Menschen die noch nicht einmal fähig sind, etwas Geduld zu üben oder beim Grenzübertritt ein wenig Bares in die gängige Landeswährung umzutauschen um dann noch die Schuld der eigenen Unfähigkeit einem kleinen Kellner zuzuschieben.

Was mich jedoch am meisten stört, ist die Unehrlichkeit der Tiroler selbst.
Nicht nur, das sie den Touristen verachten, obwohl sie ihn wie eine Weihnachtsgans ausnehmen – die Art und Weise, wie sie ihr Land vertreten und den Tiroler Flair dazu nutzen um eben das zu tun, ist einfach grauslich.
Ich halte den im Tourismus arbeitenden Tiroler pauschal für den heuchlerischsten Österreicher, dem man begegnen kann.

Die Hotels sind extrem mit viel Holz auf Tirol getrimmt. Mit ihren dicken Teppichen und noblen Attitüden erinnert der Stil an das Rokoko, eher noch an den ungeliebten Zuckerbäckerstil, wo man eben auch keinen Platz mehr hatte für weiteren Zierrat an den Wänden, weil die ohnehin schon daran ersticken.
Es wird so krampfhaft bemüht ein nobel heimeliges Ambiente aufgebaut, das es eigentlich nur noch barer Kitsch ist.

Da tummelten sich in den Wohnzimmerflair versprühenden Speisesälen der Größenordnung: Tennishalle eben auch keine Kellner oder Servierer mehr – Wir waren Commi de Rang, Chef de Rang, Chef de Service.
Dieser Kitsch und Pseudo- Elitäre Prunk wurde und wird nur noch von den Preisen übertroffen und wen wundert es, das dies alles auch die seltsamste Form des Touristen hervorruft.

Den Gernegroß.

Jemand, der mehr gelten möchte, als er ist; ein Angeber – soweit der Duden.

Mir ist klar, das ein Urlaub in Tirol das familiäre Jahresbudget nahezu sprengen kann – wenn man sich das schon leistet – will man auch dementsprechend behandelt werden und etwas geboten bekommen.
Aber stell dir einen Schimpansen vor, dem du das sprechen beibringst und die Grundregeln menschlichen Verhaltens. Er kann sich nun einigermaßen ausdrücken, aber letztendlich ist und bleibt er doch – ein Affe.

Nun nimm stattdessen einen Fließbandarbeiter aus einem Autowerk, stecke ihn ein einen blau schillernden Anzug aus Polyester, kleide seine weibliche Begleitung in ein Plastik Kostüm aus dem Kurfürst Katalog und das Kind in Designer Mode vom letztjährigen Schlussverkauf eines türkischen Basars.
Setze ihn zu anderen Menschen, von denen er nicht weiß, ob die sich das Tirol nur ebenso knapp wie er oder doch einfach aus der Portokasse leisten können.
Die tollpatschigen Versuche sich an diese Nobelatmosphäre anzupassen führen zu den irrwitzigsten verbalen Slapstick Einlagen die man sich vorstellen kann.

Der Wein ist zu trocken – das liegt daran, dass Sie einen halbsüßen Burgunder bestellt haben.
Die Suppe ist kalt – ja, es ist eine spanische Kaltsuppe.
Weshalb wird der Tisch vor uns bedient, wenn wir doch schon länger hier warten?
Weil sie das Menü 3 zum Abendessen bestellt haben, das braucht ein wenig länger beim garen.
So eine Frechheit, sie werden das wohl auch vorbereiten können.
Dann ist es aber nicht frisch.
Es interessiert mich nicht – ich möchte nicht schlechter behandelt werden als die anderen Gäste, das ist eine Frechheit – ich werde mich beschweren.

Was meint ihr, wie viele Male ich mich vor den Chefs rechtfertigen musste – wegen solcher Leute?
Das sind Touristen, die mich meinen Job nicht machen ließen, ich konnte weder bei der Weinwahl beraten, der Herr hat mit sichersten Auftreten einen Burgunder zum Fisch bestellt. Noch war ich in der Lage, an seiner Bestellung etwas zu verändern, weil er die abendlich Menü-Kaltsuppe (die war tatsächlich eklig) bereits am Frühstückstisch in seiner Vollpensionsfutterwahlkarte angekreuzt hatte.
Und Forelle Müllerin muss man frisch machen, das dauert ein wenig.

Der Herr wollte sich in den, aus seiner Sicht, erlauchten Kreis der Nobelgäste erheben, ohne zu erkennen, das er nicht den geringsten Schimmer davon hat, worüber er spricht. Wie der Schimpanse ein Affe – ist und bleibt er ein Fließbandarbeiter.

Nicht falsch verstehen, daran ist nichts schlechtes, mir ist mancher Arbeiter lieber, als die meisten Schnösel! Aber jeder Mensch, ob nun Arbeiter oder nicht – der im Urlaub mehr darstellen möchte, als er eigentlich kann, macht sich einfach lächerlich.

Nicht selten waren es dennoch gerade diese Gäste, die schnell erkannten, wie sehr wir sie eigentlich ausnahmen und an der Nase herumführten.
Nun, das mag daran liegen, das sich Gleich und Gleich nicht nur gerne gesellt, sondern auch gegenseitig schnell durchschaut. Wir waren nicht mehr als sie, nur Arbeiter und Lohndiener – die versucht haben innerhalb einer gigantischen Tourismus Maschine zu überleben.
Wer selbst in einer Blase lebt, und sei es nur temporär, der nimmt auch die Blasen anderer wahr.

Und all das Schöne und zünftige, mit dem man sich im heiligen Tirol umgibt, ist eine solche Blase.
Nichts echtes, einfach nur ein überbordendes Zurschaustellen einer Bergromantik, die so schon lange nicht mehr existiert – aber was solls, wenn es funktioniert und Millionen bringt?
Es gibt in Tirol einen traditionellen Spruch: Bischt a Tiroler bischt a Mensch, bischt koana, bischt a Oarschloch – übersetzt: Bist ein Tiroler, bist ein Mensch, bist keiner, bist ein Arschloch.
Da ist wohl was wahres dran.

Ein wenig Schuld liegt ja auch beim Personal – da servieren die Commis Frikadellen an Erbsenfond mit Stampfkartoffeln, dazu gibt es ein Fläschchen St. Laurent (französisch aussprechen!) vom angelernten Sommelier.
Nur damit der Herr und die Frau Tourist faschierte Laberl mit Erbsensoß und Püree mit einem billigen Burgunderwein der St. Laurent (deutsch!) Rebe in gehobenem Ambiente genießen kann.
Man ist ja schließlich wer, da in Tirol – das muss man schon zeigen.
Bergbauern, raue romantische Landschaft, Tiroler Waden und alte Traditionen ist Verkaufs und Werbeargument, aber bei Essen und Trinken – bitte nur allerfeinste Sahne.

Heute weiß ich, das der Urlaubsmodus, also die bewusst degradierte Denkfunktion des Oberstübchens der Touristen eine reine Schutzfunktion ist. Ansonsten würde man sich für das eigene Verhalten und die Bereitschaft sich durch die Preismühle Tirols drehen zu lassen einfach nur in Grund und Boden schämen.
Tatsache ist, das auch der Herr Tiroler, ja, alle die im Massenturismus arbeiten im Urlaubsmodus sind, anders ließe sich die Heuchelei und Maskerade nicht ertragen, die alle 14 Tage mit dem Urlauberwechsel von vorne beginnt – sich wie eine kaputte Schallplatte siasonenlang immer wieder wiederholend.

Liebe Freunde, verzeiht mir, wenn ich hier nur über den Deutschen Urlauber spreche. Ich habe damals tatsächlich kaum andere Touristen kennengelernt. Aber ich weis mit Sicherheit, das auch Wiener mindesten ebenso fürchterliche und primitive Gäste sein können.
Ebenso kann man Tirol und Winter mit Ibiza und Sommer ersetzen – oder mit jedem beliebigen Massentourismus-Ort in Europa.
Allenorten wird man gierig ausgenommen, selbst so verschlafen pittoreske kleine Ecken wie Amalfi verkaufen Dir dreckigen Chinaschrott für unglaubliches Geld, eben weil Amalfi drauf steht.
Kein Wunder, das sich so etwas dummdämliches wie Mallorcas Ballermann entwickelt und selbst namhafte Reiseziele das auch nachahmen. Touristen lassen sich ja prima ausnehmen, solange man die primitiven Triebe stimuliert.
Wundert es Euch wirklich, das man euch in solchen Gebieten in Wahrheit verabscheut, weil ihr euch zu Melkvieh degradieren lasst und euch benehmt wie eine stumpfe Axt im Walde? Es scheint, das sich an all diesen Orten der echte Bodensatz eurer Kultur versammelt – und grölend, randalierend, dummschwätzend Geld verbrennt und vögelnd beweist, aus welchem Holz unsere Gäste tatsächlich geschnitzt sind. Am Ende seit ihr Touristen selber schuld, wer sich so benimmt, verdient es nicht besser – nur schade um die unscheinbaren – leisen – echten Reisenden, die dabei mit zum Handkuss kommen.

Ich war in den 1980ern bis 95 in Tirol. Und habe da auch den Generationenwechsel in der Hotellerie miterlebt. Unter uns Angestellten gab es einen Spruch. „Die Alten bauen es auf, die Jungen machen es kaputt“

Ein Hotel, in dem ich war, entstand, weil der Besitzer 3 große Parkplatzflächen an eine Seilbahngesellschaft verkauft hat. Die Gelegenheit nutzend, wurde die alte Almhütte seiner Familie abgerissen und an der Stelle ein 4 Sterne Hotel samt Dependance errichtet. Wo einst eine herrliche und ruhige Idylle lag, ist jetzt die tägliche Blechlawine, Hunderte Schifahrer und der zughörige Apreski Krawall daheim.
Aus einer Milchbar Ende der 1960er Jahre wurde andernorts ein 4 Sterne Haus mit Wellness Center – derlei Geschichten sind in Tirol Tagesordnung.

Ich habe Traditionshotels pleite gehen sehen, weil der Herr Sohn alles verspielt hat. An der Stelle steht heute ein hässliches Büro- und Wohngebäude, der Originalbau stammte aus den frühen 1800er Jahren. Der Sohn führt heute nur noch ein kleines Café an der Ecke, wo früher einmal ein riesiger Unterhaltungsschuppen stand, der ebenfalls zum Besitz gehörte. Ich habe einen anderen Herrn Sohn erlebt, der zu meiner zeit sieben mal durch die Konzessionsprüfung fiel und sie auch niemals geschafft hat.

Eine verwöhnte Generation unerfahrener, teils hocharroganter Jungunternehmer kam just zu einem Zeitpunkt an das Ruder, als die Tiroler Wirtschaft rückläufig war. Anstatt sich aber auf Traditionen zu besinnen, wurde die Tirol Werbung aus der Wiege gehoben. Unter lautem Hurra wurden nicht die Fehler von damals abgeschafft, sondern asl Luxus verkauft. Tirol kam wieder in aller Munde und die Gründe warum es wirtschaftlich kurz schlechter stand, sind heute die Gründe, warum es sich bestens verkauft. Nichts hat sich verändert, man hat nur verstanden, es besser zu prostituieren.

Und so wurden mit dem Generationenwechsel und der Neuen Regie auch die Hotels immer moderner, immer Pseudozünftiger, die Preise immer astronomischer – Tirol ist zu einer wie geschmiert laufenden Handels- Marke verkommen, die es geschickt versteht, nicht vorhandenes Tirol als Tirol zu verkaufen.

Hoteliers, allesamt durch die Maschinerie der Tirol Werbung gebügelt und die Politik des Landes agieren als Zuhälter, schamlos mit leeren Worthülsen bereit, noch dem letztem Paradies eine Langlaufloipe zu verpassen, den steilsten Hang zu Verseilbahnen oder ein Kraftwerk zu bauen. Die Energie für das Touristenvergnügen muss ja auch irgendwoher kommen. Wenn man es gleich groß genug macht, kann man ja auch noch ein paar Hotels mehr betreiben.

Und so zeigt sich das schöne Tirol als Tourismus Hure, per Sauberkeits- und Romantik Marketing auf Hochglanz gedrillt. Mit weit gespreizten Tälern von ihren Kupplern bereit gelegt, um auch noch den letzten Rest jungfräulicher Natur und krachledernem Brauchtums an die zahlende Kundschaft zu verscherbeln.

Hallo ihr Lieben! Ich bin Thomas Speck, ein jung gebliebener Jutebeutel, Podcaster und Österreicher, in der Reihenfolge. Eigentlich handzahm, bekannt für meinen Sarkasmus - manche nennen mich gar zynisch - und für meine beißende Satire. Jedenfalls schlagfertig, möchte ich meinen! Ich kann auch freundlich und nett, aber Blatt vorm Mund mag ich nicht. Die Wahrheit die ich sage, ist immer meine Wahrheit, ich behaupte nicht - und das erwarte ich auch nicht - damit Recht zu haben. Aber, ich fordere Dich heraus: Schreib mir auf Social Media oder hier in den Kommentaren und Überzeuge mich!

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Der gemeine Tourist ist eine ganz eigene Gattung aufrecht gehender Primaten.
Obwohl von der Abstammung Mensch, sind sie bestenfalls eine temporär auftretende Seinsform dieses Stammbaumes.
Diese Tatsache wird von der durchaus interessanten Fähigkeit des Touristen beschrieben, das eigene Denkvermögen willentlich bis auf rudimentäre Funktionen und Bedürfnisse abzuschalten.

Hallo ihr Lieben! Ich bin Thomas Speck, ein jung gebliebener Jutebeutel, Podcaster und Österreicher, in der Reihenfolge. Eigentlich handzahm, bekannt für meinen Sarkasmus - manche nennen mich gar zynisch - und für meine beißende Satire. Jedenfalls schlagfertig, möchte ich meinen! Ich kann auch freundlich und nett, aber Blatt vorm Mund mag ich nicht. Die Wahrheit die ich sage, ist immer meine Wahrheit, ich behaupte nicht - und das erwarte ich auch nicht - damit Recht zu haben. Aber, ich fordere Dich heraus: Schreib mir auf Social Media oder hier in den Kommentaren und Überzeuge mich!

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