Autor:
Thomas Speck
Veröffentlicht am:
12. Juli 2025

Sommer, Sonne, Urlaubswahnsinn – Ich zahle ja dafür!

Ein sonnenverbrannter Tourist steht in einer sommerlichen, mediterranen Altstadt. Er trägt eine feuchte, orangefarbene T-Shirt, eine Kamera um den Hals und einen beigen Hut. Sein Gesicht wirkt erschöpft und leicht gequält von der Hitze. Im Hintergrund flimmern helle Steingebäude und weitere Urlauber durch die gleißende Sonne. Über dem Motiv steht der Titel „Sommer, Sonne, Urlaubswahnsinn“ und der Untertitel „Ich zahle ja dafür!“. Das Bild ist quadratisch und fotorealistisch.

In dieser Episode von Sommer, Sonne, Urlaubswahnsinn – Ich zahle ja dafür! sezieren wir mit scharfem Witz und viel Ironie den grotesken Wahnsinn des Sommerurlaubs in Dalmatien. Zwischen brütender Hitzewelle, überfüllten Gassen, All-inclusive-Buffets, betrunkenen Touristen und der endlosen Jagd nach pittoresken Fotomotiven entlarvt Thomas die Absurdität unserer kollektiven Selbsttäuschung: Warum zahlen wir dafür, uns grillen, überfressen und dehydrieren zu lassen?

Dalmatien im Hochsommer – an einem Ort, der heuer so heiß ist, dass selbst die Einheimischen den Schatten von Olivenbäumen als lebensrettend betrachten.
Während ich hier bin und das Land so sehr liebe, ja – verflixt noch eins – mir ist es zu heiß. Ich mag Hitze nicht, ich hasse es einen schweißverklebten Körper zu haben.
Der Feuerball am Himmel saugt mir jede Lebensenergie aus den Poren – also ja, wenn ich von Höllenhitze spreche, weiß ich genau, wovon ich rede.
Und trotz der aktuellen biblischen Hitzewelle strömen Touristen aus aller Welt in Scharen hierher, als ob sie einem kollektiven Wahn verfallen wären. Als ob sie ein heimliches Abkommen mit dem Thermometer geschlossen hätten, um jeden Tag neue Rekordtemperaturen zu feiern. Der Mensch, das denkende Tier, entscheidet sich freiwillig, in diese Teufelsglut zu reisen, um sich dann den Rest des Jahres über die Schäden zu beklagen. Willkommen in der grotesken Parodie namens Sommerurlaub!

Man stelle sich das Szenario vor: Die Familie tapert durch die brütende Hitze, der Schweiß läuft in Strömen, die Kleidung klebt wie eine zweite Haut, und die Luft flirrt vor Glut.
Der Verstand zerlässt wie Butter in der Sonne, während man sich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten schleppt, als wäre man ein zombieartiger Pilger auf dem Weg zu seiner nächsten Dosis Kultur.
Nur um dann vor einer zerbröselten Mauer zu stehen, die vor Jahrhunderten vielleicht mal eine Bedeutung hatte, heute aber nur noch als pittoreskes Fotomotiv für die Daheimgebliebenen dient. Schließlich will man ja beweisen, dass man „Kultur“ genossen hat, selbst wenn einem die halbe Geschichte entgangen ist, weil man sich eher darauf konzentriert, nicht vom Sonnenstich niedergerungen zu werden. Aber hey, man hat ja dafür bezahlt!

Dann gibt es diese unerschrockenen Helden, die sich trotz glühender Hitze auf Wanderungen begeben. Die Wege sind steinig, die Sonne brennt unerbittlich, und der einzige Schatten kommt von der Kappe, die schweißgetränkt auf dem Kopf klebt. Doch die Aussicht vom Gipfel der Klippe, wo sich die Sonne gnadenlos auf hochrote Gesichter einbrennt, scheint jede Strapaze wert – zumindest redet man sich das ein, während die Beine schwer wie Blei werden und der Kopf langsam in der Hitze dahinschmilzt. Aber was soll’s, „ich zahle ja dafür!“

Und was wäre ein Tag in dieser Gluthölle ohne den obligatorischen Stadtbummel? Eng aneinander gepfercht in überfüllten Altstadtgassen, wo die Hitze wie in einem dampfenden Kessel festsitzt und jeder Atemzug sich anfühlt, als inhaliere man flüssige Lava.
Hochrote Gesichter, müde Schritte, doch der Wille, jedes noch so kitschige Souvenir zu durchstöbern, treibt die Massen voran. Der Geruch von überhitztem Asphalt und schweißnassen Körpern mischt sich mit den Aromen von Straßenständen, die in der Mittagshitze beinahe verdampfen. Aber keine Sorge, „dafür hab ich ja bezahlt!“

Natürlich darf auch das Massen karrende Bootsfahren nicht fehlen. Ein Haufen Touristen wird auf ein schaukelndes, viel zu kleines Boot gepfercht, um sich dann auf offener See den Wellen und der Sonnenbrut auszuliefern. Es gilt, eine Höhle in den Klippen zu besichtigen und unterwegs einen kleinen Badeaufenthalt an einer steinigen Küste zu geniessen. Jeder Blick geht auf die Uhr, aber nicht, weil man die Zeit genießt – oh nein – sondern weil man innerlich zählt, wie lange es noch dauert, bis man endlich zurück an Land ist. Aber, „ich hab ja bezahlt!“
Also lächelt man tapfer in die Kamera, während einem die aufgeheizte Birne zu platzen droht.

Und weil man ja im Urlaub ist und die Hitze gefälligst ignoriert werden muss, beschließt man noch auf einem Straßenfest zu verweilen. Schweißgebadet drängt man sich durch die Menge, die genauso erschöpft und überhitzt ist wie man selbst, um dann vor einem Grillstand zu landen, wo Fleisch und Fisch über dem offenen Feuer brutzeln – als wäre man selbst nicht schon genug durchgegart. Und während die Gastgeber freundlich Portionen reichen, nehmen die Urlauber sie wie selbstverständlich entgegen, als hätte das betreten des Dorfes ihnen Eigentumsrechte verliehen. Die Gier siegt über die Vernunft, und während man, eingehüllt in eine Duftnote Marke Iltis, den letzten Bissen hinunterwürgt, denkt man sich: „Ich zahle ja eh dafür!“

Und am Ende des Tages fallen die Touris erschöpft ins klimatisierte Hotelzimmer, ihre Haut klebt vor Schweiß, und die Gedanken drehen sich nur noch um die ersehnte Kühle der Klimaanlage. Aber natürlich nicht, ohne vorher das All-you-can-eat-Buffet in Angriff genommen zu haben, als wäre man auf einer Mission, den eigenen Magen auf maximale Kapazität zu testen. Schließlich bezahlt man ja dafür – da muss man auch ordentlich zuschlagen!

Also stürzen sie sich auf die überladenen Tische, als wäre das Buffet eine letzte Rettung vor der Apokalypse. Berge von Frittiertem, Fleisch in allen Variationen, Pasta, die vor Fett glänzt, und Desserts, die einem schon beim Anblick einen Zuckerschock bescheren. Die Teller werden bis zum Rand gefüllt, und das Besteck klappert wie die Schwerter einer epischen venezianischen Schlacht –als ginge es nicht um ein Abendessen, sondern um eine alles entscheidende Schlacht. Jeder verteidigt seinen letzten Quarkbecher wie ein Ritter seine Burg – nur dass es halt Quark ist.
Und wenn dann der Gürtel bedrohlich spannt und der Magen sich meldet, denkt sich jeder: „Ich bin hier der Gast, ich zahle ja dafür!“ – und erkennt nicht, das die Bedeutung von „Gast“ gerade dadurch konterkariert wird.

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Und was wäre ein solches Festmahl ohne die passende Begleitung? Natürlich fließt der Alkohol in Strömen – Bier, Wein, Cocktails, Hauptsache, es knallt und lässt einen die Hitze des Tages vergessen. Gläser werden gehoben, Toasts ausgebracht, und ehe man sich versieht, hat man die vierte Runde intus. Die Gespräche werden lauter, die Gesichter röter, und die Vernunft verabschiedet sich endgültig. „Ich zahle ja dafür!“ ist der Schlachtruf, während das Glas ein weiteres Mal gefüllt wird. Schließlich muss man ja sicherstellen, dass der Körper wirklich nichts von den Strapazen des Tages verarbeitet – wozu auch?
Selbst wenn der Kreislauf in den letzten Zügen röchelt – Es ist verdammt nochmal Urlaub!

Und so endet der Tag im Urlauber-Paradies: Mit überfressenem Magen, dröhnendem Betonkopf und der trügerischen Zufriedenheit, alles richtig gemacht zu haben. Man fällt ins Bett, der Kopf dreht sich vom Alkohol, pocht von der Hitze, es juckt und zieht am ganzen Körper und man denkt sich noch im Halbschlaf: „Dafür hab ich ja bezahlt!“ – als wäre das die einzige Rechtfertigung für all den Unsinn, den man sich an diesem Tage zugemutet hat.

Die Ironie des Ganzen ist unvergleichlich: Diese leidenschaftlich leidenden Sommerurlauber, die sich tagsüber in der Sonne brutzeln und abends mit Alkohol und Fett belohnen – als hätten sie wirklich etwas geleistet. Ein Wunder, dass sie zurückkehren, ohne dass Leber oder Kreislauf kapitulieren. Aber das ist wohl der Preis des Vergnügens, oder?

Dabei wäre es doch so einfach, sich dem Wahnsinn zu entziehen. Warum nicht im Sommer in die Berge fahren, wo die Temperaturen erträglich sind und die frische Bergluft einem das Gefühl gibt, tatsächlich zu leben? Und im Winter ans Mittelmeer, wo man die sanfte Kühle des Meeres genießen kann, ohne sich dabei in ein menschliches Frittiergut zu verwandeln? Aber nein, der Mensch liebt es kompliziert und widersinnig. Der Sommer muss brennend heiß und der Winter eiskalt sein. Andernfalls könnte man ja Gefahr laufen, sich tatsächlich wohl zu fühlen.

Diese absurde Logik wiederholt sich wie ein schlechter Witz: Schlemmen, saufen, schwitzen – unter dem Deckmantel der Erholung.
Doch der Höhepunkt des grotesken Theaters wird erst erreicht, wenn diese Sonnenanbeter nach Hause zurückkehren. Sie jammern und klagen über den Sonnenbrand, die Magenverstimmungen und die Kopfschmerzen, die sie sich tapfer im Urlaub zugezogen haben. Und während sie sich in ihren klimatisierten Büros von den „Strapazen“ erholen, planen sie bereits den nächsten Hitzetrip.
Der Mensch ist der unumstrittene Meister der Selbsttäuschung – und der Urlaub ist sein Meisterwerk der Verblendung.

Man kann nur mit einem schiefen Lächeln zuschauen, wie sich dieses Schauspiel Jahr für Jahr wiederholt. Es ist eine Lachnummer, die zeigt, dass die menschliche Vernunft oft genug eine Pause einlegt. Wir haben gelernt, Maschinen zu bauen, die zum Mond fliegen, Krankheiten zu heilen und Daten in Bruchteilen von Sekunden rund um die Welt zu schicken. Aber wenn es um Urlaub geht, verfallen wir in die primitiven Muster unserer Vorfahren, die die Sonne anbeteten und sich in rituellen Festmahlen ertränkten.

Doch bevor wir uns weiter in den Absurditäten verlieren: Kroatien ist weit mehr als die Bühne für dieses groteske Theater.
Ein Land voller Geschichte, Schönheit – und Menschen, die stolz auf ihre Heimat sind.
Wer hier nur Konsument statt Gast ist, hat nichts verstanden.
Landschaft, Meer, Kultur – all das macht diesen Ort einzigartig.
Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Einheimischen sind bewundernswert – und es ist nur allzu verständlich, dass sie manchmal weniger freundlich reagieren, wenn man sieht, was sie Tag für Tag ertragen müssen.

Ich selbst bin natürlich auch ein Tourist, das will ich gar nicht leugnen. Aber ich sehe mich eher als reisender Beobachter, der die Welt um sich herum mit offenen Augen wahrnimmt. Ich versuche, die Schönheit und die Einzigartigkeit dieses Landes zu schätzen, ohne in die Extreme zu verfallen, die mir so oft auffallen. Es ist nicht nur der touristische Rausch, der ins Auge sticht, sondern auch die stillen, wundervollen Momente, die man hier erleben kann – die kleinen Gesten der Freundlichkeit, die ruhigen Stunden am Meer, die Momente, in denen man spürt, dass man an einem wirklich besonderen Ort ist. Das geht leider all zu oft nur dann, wenn man weitab der Touristenströme ist.

Kroatien verdient Respekt, Achtsamkeit und die Anerkennung, dass es mehr ist als nur eine Sommerdestination – auch wenn die meisten lieber auf ihren All-inclusive-Anspruch pochen, als stünde es ihnen mitsamt Einwohnern vertraglich zu.
Ich liebe Kroatien, und genau deshalb fallen mir die Extreme so stark auf. Es ist die Liebe zu diesem Land, die mich sensibler macht für das, was gut und was schlecht läuft, und die mich hoffen lässt, dass auch andere Reisende die Schönheit und den Wert dieses Ortes erkennen und respektieren.

Ich fürchte nur, meine Worte verhallen im Urlaubsmodus, den ich schon in der Folge ‚Touristen – Die modernen Primaten‘ beschrieb. Der Tourist zahlt schließlich – also darf er fordern.
Nur ist er dann halt auch kein Gast mehr.

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