Autor:
Thomas Speck
Veröffentlicht am:
12. September 2024

Machtlose Macht: Mobbing – wenn Feiglinge herrschen wollen

Fiona und Alex mit verzerrten, gehässigen Clowngesichtern auf einem Schulhof, eine Marionette haltend. Umgeben von anderen Schülern wird klar, sie sind die miesen Pausenhof König und Königin. Mobber.

Mobbing ist kein Problem, das man mit dem letzten Schultag hinter sich lässt. Es ist wie ein hartnäckiger Virus, der sich durch alle Gesellschaftsschichten frisst, unbeeindruckt von Alter oder Geschlecht. Ob auf dem Schulhof, im Büro oder im virtuellen Raum, die Täter sind überall. Sie sind die Parasiten unserer sozialen Strukturen, die sich vom Elend anderer nähren, um ihre eigene innere Leere zu füllen. Um diese menschlichen Karikaturen detailliert zu betrachten, stellen wir uns Alex und Fiona vor – die Meister des perfiden Dramas der Grausamkeit.

Um mehr darüber zu erfahren, wie Mobbing sich auswirkt, kann ich euch diesen Podcast ans Herz legen: Mobbing ist kein Kavaliersdelikt – von Andrea Domenik

Mobbing ist kein Problem, das man mit dem letzten Schultag hinter sich lässt. Es ist wie ein hartnäckiger Virus, der sich durch alle Gesellschaftsschichten frisst, unbeeindruckt von Alter oder Geschlecht. Ob auf dem Schulhof, im Büro oder im virtuellen Raum, die Täter sind überall. Sie sind die Parasiten unserer sozialen Strukturen, die sich vom Elend anderer nähren, um ihre eigene innere Leere zu füllen. Um diese menschlichen Karikaturen detailliert zu betrachten, stellen wir uns Alex und Fiona vor – die Meister des perfiden Dramas der Grausamkeit.

Und bitte: die Namen sind zufällig gewählt, die Täter könnten auch dummer Esel oder blöde Kuh heißen – da aber würde ich wiederum den Tieren unrecht tun. Wenn Du also Alex oder Fiona heißt, aber ein netter Mensch bist, dann entschuldige, ich habe sicher nicht dich gemeint.

Alex, der selbsternannte König des Schulhofs, steht da, mit aufgeplustertem Ego und einer Fassade, die so dünn ist, dass man hindurchsehen kann, wenn man nur genau hinschaut. Alex ist ein Moloch aus Unsicherheit und Minderwertigkeitskomplexen. Seine größte Leistung besteht darin, die Schwächeren zu schikanieren. Warum? Weil er weiß, dass er gegen Gleichwertige keine Chance hat. Er ist der feige Aasgeier, der sich auf die hilflosen Kadaver stürzt, weil er zu schwach ist, um selbst zu jagen.

Ein typisches Szenario wäre: Er sieht einen stillen, in sich gekehrten Mitschüler, der gerade versucht, seine Hausaufgaben in der letzten Minute zu erledigen. Alex schleicht sich an, entreißt ihm das Heft und beginnt, es in der Luft herumzuwirbeln, als wäre es eine Trophäe. Seine Lakaien lachen, aber nicht aus Freude, sondern aus Angst. Denn jeder von ihnen weiß, dass er der Nächste sein könnte, sollte er das falsche Wort sagen oder nicht mitlachen. Und weil sich der Mitschüler nicht erwehrt, wird seine Hausaufgabe auch nicht fertig und so kassiert er obendrein noch ein dickes Minus, was ihm noch mehr Spott und Häme einbringt.

Alex glaubt, dass seine Macht ewig währt, solange er seine Mitschüler mit Rohheit und seinem giftigen Spott niedermacht.
Seine „Freunde“? Nur ein Haufen feiger Mitläufer, die aus Angst vor ihm lachen, nicht aus Respekt. Jeder weiß, dass Alex‘ Königreich auf Sand gebaut ist. Es bedarf nur eines kleinen Windstoßes, um alles zu zerstören. Doch Alex merkt das nicht. Er suhlt sich im falschen Glanz seiner falschen Freunde.

Und dann gibt es diese Fiona, die Giftspritze der Schule. Sie spielt das gleiche perfide Spiel wie Alex, nur auf ihre eigene, viel hinterhältigere Weise. Fiona hat ein Lächeln, das schärfer ist als jedes Messer, und ihre Worte sind wie Gift, das langsam in die Adern ihrer Opfer sickert. Sie sammelt Anhängerinnen um sich, wie eine Bienenkönigin ihre Drohnen, stets darauf bedacht, ihre Machtbasis zu festigen.

Fiona hat eine solche Clique um sich geschart, eine kleine Armee von unreifen Mitläuferinnen, die ihr blind folgen. Sie sieht ein neues Mädchen, das sich unsicher und allein fühlt, und beschließt, dass es Zeit für ein neues Opfer ist. Fiona beginnt mit scheinbarer Freundlichkeit, lädt das Mädchen ein, sich ihnen anzuschließen. Doch schon bald beginnt der subtile Terror: spitze Bemerkungen über Kleidung, gezielte Kommentare über Aussehen und Verhalten, immer so verpackt, dass sie wie Ratschläge wirken. Ihre Anhängerinnen kichern ganz gehorsam, bestärken Fiona in ihrem Tun und isolieren das Opfer weiter.

Fiona ist die Meisterin des passiv-aggressiven Spieles. Ihre Kommentare sind mit einem Schleier aus scheinbarer Besorgnis bedeckt, aber in Wirklichkeit sind sie präzise platzierte Dolche, die tief ins Fleisch schneiden. Sie spricht anfangs mit honigsüßer Stimme, während sie gleichzeitig Gift versprüht. Ihre Opfer wissen oft nicht einmal, dass sie getroffen wurden, bis es zu spät ist. Solange die Mädchen tun wie Fiona sagt, anziehen was Fiona für gut befindet oder jene App aufs Handy installieren wie Fiona es kommandiert, ist alles gut. Nur wehe, wenn mans nicht mehr tun will.
Fiona kann nicht nur den lieb und netten Schein bewahren, sie wird sehr schnell zur primitiven ausfälligen Furie, die mit ausgefahrenen Krallen anderen den Selbstmord empfiehlt.
Sie ist so geschickt, das bei ihr Zuhause alle glauben, das das Opfer eigentlich der Täter ist – für den Fall, das sich einmal jemand bei ihren Eltern beschwert, hat sie so bestens vorgebaut.

Die Tragik liegt darin, dass sowohl Alex als auch Fiona eine andere Wahl hätten. Sie könnten ihre Energie nutzen, um aufzubauen statt zu zerstören, zu unterstützen statt zu unterdrücken. Doch dazu müssten sie erst einmal den Mut haben, sich selbst zu konfrontieren und ihre eigenen Schwächen zu erkennen. Sie müssten erkennen, dass wahre Stärke nicht in der Fähigkeit liegt, andere niederzumachen, sondern in der Fähigkeit, sie zu erheben.

Wenn man tiefer in die Natur dieser erbärmlichen Kreaturen eintaucht sieht man etwas völlig anderes. Was passiert, wenn Alex oder Fiona auf jemanden treffen, der ihnen ebenbürtig ist oder – Gott bewahre – tatsächlich stärker? Die Antwort ist simpel: Sie fallen in sich zusammen wie ein billiges Zelt in einem Wirbelsturm.

Die Macht der Mobber wie Alex und Fiona gründet sich auf die vermeintliche Schwäche ihrer Opfer.
Nicht weil diese von Natur aus schwach wären, sondern weil Mobbing eine perfide Psychologie des Schreckens ist. Opfer fallen oft in eine Spirale aus Angst, Scham und Selbstzweifel, die es ihnen unmöglich macht, sich zur Wehr zu setzen.
Sie fürchten die Eskalation der Angriffe, die Isolation von vermeintlichen Freunden und die Demütigung in der Öffentlichkeit. Diese psychologische Barriere lähmt sie, nimmt ihnen den Mut, sich zu wehren, und verstärkt damit die Macht der Mobber.
Die Täter nutzen diese Dynamik skrupellos aus, wissend, dass ihre Opfer in der Stille ihres Leidens gefangen sind, unfähig, das Schweigen zu brechen und sich zu verteidigen.

Dabei wäre es oft so einfach, diesen grauslichen Menschen entgegenzutreten, denn in Wahrheit sind sie nur erbärmliche Würstchen. Ihre ganze Macht basiert auf der Illusion, unbesiegbar zu sein – eine Illusion, die wie ein Kartenhaus zusammenfällt, sobald jemand den Mut findet, ihnen die Stirn zu bieten.

Alex, der Schulhof-Tyrann, hat nie gelernt, mit echter Opposition umzugehen. Er hat sich seine ganze „Macht“ durch Einschüchterung und Angst erarbeitet, nicht durch echte Stärke oder Fähigkeiten. In dem Moment, in dem er auf jemanden trifft, der zurückschlägt – sei es mit Worten oder Taten – sieht man, wie seine Fassade bröckelt. Er wird kleinlaut, sucht nach Ausreden und versucht, die Situation zu entschärfen. Plötzlich ist der große, böse Wolf nichts weiter als ein winselndes Hündchen, das Schutz sucht.

Fiona ist da keinen Deut besser. Ihre ganze Strategie basiert auf subtilem Psychoterror, Manipulation und Lügen, aber wenn jemand ihr Spiel durchschaut und offenlegt, gerät sie in Panik. Ihre honigsüße Stimme verliert ihre Süße, ihr Lächeln wird zu einer steifen Grimasse, und ihre „Freundlichkeit“ entpuppt sich als das, was sie wirklich ist: eine dünne brüchige Maske, die ihre hässliche Fratze der Unsicherheit verdecken soll. In der Konfrontation mit jemandem, der stärker und durchsetzungsfähiger ist, wird sie heulend kleinlaut und zieht sich zurück.

Stellen wir uns die Zukunft dieser beiden Figuren vor. Die Schule ist vorbei, der Pausenhof verlassen. Alex tritt hinaus in die Welt und erkennt schnell, dass seine Spielchen hier keinen Platz mehr haben. Plötzlich ist er ein Niemand unter Vielen, ein zahnloser Tiger, der bemerkt, dass seine größte Leistung darin besteht, eine Fußnote in der Biografie derer zu sein, die er zu unterdrücken versuchte.

Fiona hingegen, die Giftspritze, findet sich in einem Labyrinth aus Intrigen und Lügen wieder, das sie selbst erschaffen hat. Sie wird zur Gefangenen ihrer eigenen Machenschaften. Jeder in ihrem Umfeld weiß inzwischen, was sie für ein Spiel spielt, selbst die Familie, die so so trefflich belogen hat und die einstige Macht, die sie glaubte zu besitzen, weicht heftiger Ablehnung. Ihre Worte, einst so schneidend, verhallen nun im einsamen dunklen Nichts, unbeachtet und bedeutungslos.

Doch was ist mit den Opfern? Diejenigen, die unter Alex’ und Fionas Schikanen leiden? Sind sie nicht die wahren Helden dieser Geschichte? Trotz des Terrors, den sie erdulden, finden sie die Stärke, weiterzumachen. Sie lernen, dass die Grausamkeit anderer mehr über die Täter aussagt als über sie selbst. Sie entwickeln eine Resilienz, die Alex und Fiona niemals verstehen werden.

Doch auch wenn sie die wahren Helden sind, tragen viele von ihnen die Narben dieser Angriffe ein Leben lang mit sich herum. Das zertrümmerte Selbstwertgefühl, das Alex und Fiona hinterlassen haben, heilt nur langsam, wenn überhaupt. Manche Opfer kämpfen ihr ganzes Leben lang damit, das Vertrauen in sich selbst und in andere wieder aufzubauen. Der Schaden, den Mobber anrichten, ist tief und weitreichend, und es braucht mehr als nur Zeit, um diese Wunden zu heilen.

Ein ehemaliges Opfer von Alex oder Fiona erinnert sich vielleicht noch Jahre später an die Schmach, das Gefühl der Hilflosigkeit, das er empfand, als ihm vor der ganzen Klasse das Heft aus der Hand gerissen wurde. Die Angst, die ihn damals gelähmt hat, taucht in neuen Situationen wieder auf, sei es bei Präsentationen im Job oder in sozialen Interaktionen.
Manche können auch im Erwachsenenalter mit einem tief verwurzelten Misstrauen gegenüber Freundlichkeit kämpfen.
Jedes Lächeln, jede nette Geste wird hinterfragt, weil Fiona gezeigt hat, dass hinter scheinbarer Freundlichkeit oft nur Verrat lauert. Dieses Misstrauen beeinträchtigt Beziehungen und erschwert es, echte Verbindungen einzugehen. Fionas heimtückisches Spiel hat das Opfer in eine ewige Defensive gezwungen, ein ständiges Warten auf den nächsten Schlag, der vielleicht nie kommt, aber immer droht. So hat Fionas und Alex‘ Gift tiefe Spuren hinterlassen, die das Opfer ein Leben lang begleiten.

Mobbing ist ein ewiges Drama, ein immerwährender Tanz der Unsicherheit und des Schmerzes. Die Mobber dieser Welt sind die traurigen Clowns in einem leeren Zirkus, die glauben, sie seien Könige, während sie in Wahrheit nur Narren sind. Ihre Macht ist eine Illusion, ihre Stärke eine Farce. Sie sind Gefangene ihrer eigenen Ängste, unfähig, die wahre Bedeutung von Stärke und Mut zu erkennen.

Die Welt dreht sich weiter, und die Alexe und Fionas dieser Welt werden irgendwann zu Fußnoten in den Geschichten derer, die sie zu unterdrücken versuchten. Ihre Namen werden verblassen, während die wahren Helden, die Opfer, sich erheben und ihre eigenen Geschichten schreiben. Die Narben bleiben, aber sie werden zu Symbolen der Überwindung und des Triumphs über die kleinlichen Tyrannen, die einst glaubten, sie beherrschen zu können.

Am Ende des Tages, wenn die Lichter ausgehen und die Masken fallen, bleiben Alex und Fiona alleine mit ihrem eigenen Spiegelbild. Was sehen sie? Zwei Menschen, die sich selbst so sehr verloren haben, sich selbst so sehr verabscheuen, dass sie glauben, andere klein machen zu müssen, um sich selbst größer zu fühlen. Zwei Menschen, die gar nicht stark sind, sondern schwach. Zwei Menschen, die die wahre Bedeutung von Stärke niemals verstehen werden, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, ihre eigene Angst zu verstecken.

Vielleicht werden Alex und Fiona eines Tages aufwachen und erkennen, dass sie ihre Energie besser nutzen hätten können. Vielleicht werden sie dann den Mut finden, sich ihren eigenen Dämonen zu stellen und ihre wahre Stärke zu entdecken – die Fähigkeit, andere zu unterstützen und zu erheben.
Vielleicht erkennen sie, das sie anderen nur das angetan haben, was sie selbst am meisten fürchteten und ihr eigene Angst anderen eingebläut haben. Vielleicht werden sie das eines Tages bereuen.
Bis es soweit ist aber bleiben sie, was sie immer waren: primitive Feiglinge in einem Drama, das sie selbst inszeniert haben.

Auch ich habe Mobbing erlebt – es war tatsächlich schlimm. Vor einigen Jahren habe ich einen Brief geschrieben, in der Hoffnung, ihn einmal in eine ordentliche Geschichte verwandeln zu können, ich hab das bisher nicht getan. Mit diesen kurzen Zeilen von damals mag ich für heute schließen.

Ich habe etwas gelernt: Mobber fühlen sich von talentierten Menschen bedroht.

Und deshalb weiß ich heute, dass ich eine Menge Talente habe, große Möglichkeiten in mir trage. Denn wie ihr mich behandelt habt, war furchtbar, gemein und hinterhältig. Was ihr getan habt, war, mich zu zerstören, mich klein, unsicher und mundtot zu machen. Ihr müsst mich ja wirklich als Bedrohung empfunden haben.

Ich habe nach der Schule 30 Jahre gebraucht – 30 Jahre, um euch in die Augen sehen zu können. 30 Jahre lang habe ich jedes Klassentreffen verweigert, nicht aus Angst vor euch, sondern aus Zorn und Wut und weil ich euch gehasst habe. Die Wahrheit ist, ich habe mich selbst gehasst und ich habe diesen Zustand gehasst, in den ihr mich getrieben habt.

Ich bin nicht gläubig, ich habe jeden Glauben an einen gütigen und lenkenden Gott verloren, nicht nur wegen euch, aber auch deshalb. Aber eines habe ich vor 10 Jahren am 30. Treffen, zu dem ich endlich kam, gesehen: Ihr seid noch unglücklicher als ich. Ich habe gesehen, dass ihr, die lauten und fiesen Rüpel, die ärmsten Würstchen geworden seid. Ich habe euch angesehen und unglückliche Beziehungen erkannt, Krankheit und Trauer, Zweifel und Missgeschick. Nichts ist geblieben von den starken Burschen und den Prinzesschens Tausendschön.

Damals dachte ich: Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen unglaublich fein. Und da habe ich aufgehört, euch zu hassen. Ich habe Genugtuung erfahren, ich weiß nun, dass es so etwas wirklich gibt – Genugtuung. Und heute, wo ich diese Zeilen schreibe, wenn ich auch ein paar Worte verloren habe, die eine Retourkutsche sind, zugegeben, geschieht dies nicht aus Zorn oder Hass. Es geschieht, um euch zu sagen: Ich denke nicht mehr an euch.

Ihr seid nicht länger der Maßstab meines Erlebens. Ich habe so viele und wertvolle Menschen um mich, die mir zeigen, dass ich ein wertvoller Mensch bin und es werden täglich mehr
Und letztlich habe ich euren Grausamkeiten ein paar meiner größten Talente zu verdanken, und dafür möchte ich auch Danke sagen.

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