Kleinstadthelden – Ein Feuerwerk für die Mittelmäßigkeit

Die Kleinstadthelden.
Dieser wundersame Ort, wo Träume in den Ecken verstauben und ambitionierte Pläne am Gartenzaun hängen bleiben. Man könnte meinen, „Kleinstadthelden“ wäre ein treffender Titel für eine epische Geschichte über Mut, Freundschaft und die Überwindung von Widrigkeiten. Doch weit gefehlt! Es ist eine Soap-Opera als Serie ausgestrahlt und nicht mehr als eine zähe, zermürbende Erinnerung daran, warum man manchmal besser dran ist, wenn man den Fernseher einfach ausgeschaltet lässt.
Beginnen wir mit den Charakteren. Man könnte sie als stereotypische Abziehbilder der Provinz bezeichnen, wenn das nicht eine Beleidigung für Abziehbilder wäre. Da ist der melancholische Dorfsheriff, der seine besten Tage in der Pubertät gelassen hat, und die überarbeitete Krankenschwester, die offenbar als Vorlage für sämtliche Mittelmäßigkeit in Menschengestalt dient. Dann hätten wir noch den Junggesellen, dessen größter Lebensinhalt das Warten auf den nächsten Kneipenabend ist, und die Frisörin, deren tiefgründigste Dialoge aus Wetterprognosen bestehen.
Da steht er also, der Dorfsheriff, in seiner ausgeleierten Uniform, die wohl den letzten Krieg miterlebt hat. Mit hängenden Schultern und einem Blick, der mehr Leere ausstrahlt als die Regale im örtlichen Tante-Emma-Laden, schlurft er über den Marktplatz. Genau in diesem Moment begegnet ihm die Krankenschwester, in ihrem abgetragenen Kittel, der farblich irgendwo zwischen „Kariesbeige“ und „Nikotingrau“ angesiedelt ist.
Sheriff: „Morgen, Elvira. Wieder eine anstrengende Schicht gehabt?“
Elvira, die Krankenschwester: „Ach, Peter, die Patienten sterben einem förmlich weg vor Langeweile. Wie sieht’s bei dir aus? Wieder ein Kätzchen aus dem Baum geholt?“
„Nein, diesmal nur den Hund von Frau Müller, der wieder die Mülltonne überfallen hat. Ein echter Adrenalinschub.“
„Das klingt ja nach einem wahren Heldenepos. Vielleicht sollte jemand darüber einen Bericht schreiben.“
So beginnt also ein typischer Tag in dieser „spannenden“ Kleinstadt, wo die größten Dramen das Verschieben von Friseurterminen und die Diskussionen über den besten Kuchen beim Dorffest sind. Und genau dieses Niveau an Aufregung zieht sich durch jede Folge von „Kleinstadthelden“ wie ein zäher Kaugummi, der einem die letzten Nerven raubt. Die Dialoge und Interaktionen der Charaktere sind so leblos und banal, dass man sich fragt, ob die Darsteller nicht besser aufgehoben wären, wenn sie ihre schauspielerischen „Talente“ bei einer Dorfaufführung von „Schneewittchen“ zum Besten geben würden.
Die Dialoge selbst sind eine wahre Meisterleistung der Trivialität. Jede Zeile ein Déjà-vu aus Soap-Opera-Versatzstücken, jeder Witz so schal, dass man sich fragt, ob die Autoren nicht heimlich von einem Algorithmus für schlechte Comedy beraten wurden. Die Spannung? Ha! Diese Serie schafft es, einen Banküberfall wie einen Strickabend wirken zu lassen. Die „Action-Szenen“ sind so energiegeladen wie ein Sonntagsspaziergang im Seniorenheim.
Die Inszenierung tut ihr Übriges, um das Grauen perfekt zu machen. Die Kameraarbeit erinnert stark an die verwackelten Handyvideos des Onkels, der bei Familienfeiern einfach nicht die Finger vom Zoom-Button lassen kann. Die Musik – wenn man sie so nennen möchte – begleitet das Ganze mit einer Monotonie, die selbst in Fahrstühlen als Folter durchgehen könnte.
Nun könnte man argumentieren, „Kleinstadthelden“ sei eine subtile Satire auf das Leben in der Provinz, eine meisterhafte Dekonstruktion des kleinen Mannes und seiner Träume. Doch selbst dieser Versuch, dem Ganzen eine intellektuelle Tiefe anzudichten, scheitert an der schieren Banalität des Dargestellten. Diese Serie ist nichts weiter als ein weiteres Beispiel für den unstillbaren Drang der Fernsehlandschaft, uns mit Mittelmaß zu überschütten und zu erwarten, dass wir es dankbar hinnehmen.
„Kleinstadthelden“ ist ein erbärmlicher Versuch, dem Alltäglichen Glanz zu verleihen. Ein Trauerspiel in mehreren Akten, das uns eindringlich daran erinnert, warum das Leben in der Großstadt trotz allem seinen Reiz hat: Man kann diesem Abgrund der Monotonie entkommen. Fazit: Es ist höchste Zeit, dass diese „Helden“ in Rente gehen – und zwar sofort.